Taiwanisch? Taiwanesisch?

Hier besteht Unsicherheit, wie man denn sagen solle: taiwanisch? taiwanesisch? In der Umgangssprache findet man beides, und kann schön beobachten, dass die thematisch/ politisch/ geographisch unerfahrenen eher „taiwanesisch“ sagen, und die tendenziell etwas mehr bewanderten „taiwanisch“. Ich benutze beides, sozusagen zielgruppenorientiert. Und mache dabei kaum einen Unterschied, ob ich die Sprache Taiwans, kulturelle Aspekte oder das mitbekommene Lebensgefühl oder die strategische Karriereplanung meine. Es ist ein Eigenschaftswort mit allerlei Anwendungsfällen.

Die Wikipedia differenziert dagegen und bezieht sich vornehmlich auf die Sprache.

Taiwanische Sprache
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Taiwanisch)

Taiwanisch (veraltet: Taiwanesisch) (台灣話 Tâi-oân-oē oder 鶴佬話 Hō-ló-oē; 台語 oder 台灣話; Hanyu Pinyin: Táiyǔ or Táiwānhuà) ist die Muttersprache von etwa 60 % der Bevölkerung von Taiwan. Die Muttersprachler des Taiwanischen werden als Holo (Hō-ló) oder Hoklo bezeichnet.

Im RFC 3066 hat Taiwanisch die Bezeichnung „zh-min-nan-TW“. Die Sprache hat keine Standardisierungsbehörde, es gibt jedoch privat organisierte Initiativen in dieser Richtung.

Also: für eine Förderung der allmählichen Verbesserung der Welt während des Aussprechens von Gedanken vielleicht besser „taiwanisch“ sagen.

11 Responses to Taiwanisch? Taiwanesisch?

  1. Felix Firsbach sagt:

    Warum thematisch, politisch und geographisch unerfahren? Was ist falsch an dem Begriff? Nach einiger Zeit des Lebens hier in Taiwan und einiger Lektueren ueber die Geschichte und Politik der Insel sage ich immer noch Taiwanesisch.

  2. taiwaninthenews sagt:

    Genau so hatte ich gedacht formuliert zu haben… so weich, dass Du dich eingeschlossen fühlen darfst, aber nicht musst. Ich finde zunehmend die Erklärung hilfreich, das „taiwanesisch“ ein (absolut unkritischer) Anglizismus ist – was über den Stellenwert allerhöchstens eine weiche Aussage ist. Also sag was Du willst. 🙂

  3. Dezhong sagt:

    Bin gerade beim Surfen zufällig auf deinen Blog gestoßen. Gefällt mir sehr gut!

    Was die Bezeichnung angeht, stimme ich dir bzw der Wikipedia zu. Wenn ich mich recht erinnere, steht das Wort nicht mal im Duden. (Sondern eben nur „Taiwanisch“).

    Aber der allgemeine Sprachgebrauch und die Vorherrschaft der englischsprachigen Berichterstattung lassen wohl auch die „veraltete“ Schreibweise zu.

  4. Dezhong sagt:

    Ich war zwar schon mit meiner ersten Antwort spät dran, möchte aber trotzdem noch ergänzend auf diesen Artikel hinweisen, den ich zufälligerweise eben gelesen habe:
    http://www.merkur.de/2008_33_Denglisch__Nein.29603.0.html?&no_cache=1

    Im Prinzip ist es zwar eine allgemeine Polemik gegen die Verbreitung des sogenannten „Denglischen“. Aber der Autor führt auch das hier problematisierte Beispiel mit auf (ziemlich weit unten), darum passt der Text ganz gut.

  5. taiwaninthenews sagt:

    Danke sehr, Dezhong! Dort hätte ich so einen Artikel nicht vermutet, und auch nie gefunden.

  6. Uwe sagt:

    Taiwanisch entspricht eher einer modernen deutschen Aussprache z.B. sagen wir auch „Japan und japansich“. Zudem werden die Bezeichnungen Taiwan und taiwanisch eher der besonderen Geschichte und kulturellen Vielfalt Taiwans gerecht. „Taiwanesisch“ als Wortschöpfung klingt darüber hinaus eher wie „chinesisch“ und wird daher den gegebenen politischen Realitäten noch weniger gerecht.

  7. Ralf sagt:

    Wenn Taiwans Einwohner Taiwanesen wären, dann sind Pekings Einwohner Pekin(g)esen? Ein kleine Eselbrücke, um taiwanesisch und Taiwanesen zu vermeiden.

  8. […] im Tagesjob. Trotzdem freue ich mich besonders über eine Verlinkung aus dem Heise-Forum zu sprachlichen Fragen.  Aktueller und nachhaltiger über Taiwan berichtet Klaus’ […]

  9. Trudi sagt:

    Aber müsste es dann nicht auch „Vietnamer“ und „vietnamisch“ heißen nach der Logik?

  10. Tschino sagt:

    Dann könnte man auch Chinaer statt Chinese sage? Aber das ist vielleicht zu schwierig auszusprechen und ein Sortierkriterium für die Endung „er“ oder „ese“ könnte ja die Ausprechbarkeit sein.

    Der Beitrag hier von Uwe in 2009 bringt „politische Realitäten und Vielfalt“ als Sortierkriterium ein, was ich auch ganz intereassant finde. Nach dieser Logik bekommen die Taiwan-Leute das „er“ wegen ihrer Vielfalt im Land und die VR-China-Leute das „ese“ wegen ihrer Nicht-Vielfalt. Das würde auch erklären, warum ich vor 2005 mehr deutsche Arktikel gefunden habe, die bei Taiwan-Leuten das „ese“ verwenden und dann später im häufiger das „er“ benutzt wird. Ende der 90er hat doch Taiwan sich kulturell von China abgegrenzt, in vielen Büchern stand überall wo China stand dann Taiwan. Vielleicht haben dann die Schreiberlinge in Deutschland gedacht, man müsse dann den Taiwanesen helfen, indem wir sie dann Taiwaner nennen. Dieser Grund ist vielleicht nicht gut nachweibar, aber dass es eine Zeit gab, mit für das „ese“ und später das „er“ habe ich schon hier und dort bemerkt, wenn es heißt das „ese“ sei veraltet“. Der Grund warum es veraltet ist wird allerdings nicht gesagt. Der Grund mit dem Anglizismus, dem wir uns manchmal in der deutschen Sprache hingeben kann diesen zeitlichen Bruch nicht so gut erklären finde ich.

  11. taiwaninthenews sagt:

    Ich kann inhaltlich nichts zu einer verstärkten kulturellen Abgrenzung Taiwan von China sagen, die in den Neunzigern stattgefunden haben mag. Gibt es da Beispiele, Hinweise, Anekdoten? Oder gar verbürgten, „offiziellen“ Sprachgebrauch an dem man dies feststellen könnte?

    Allerdings ertappe ich mich in letzter Zeit eher häufiger dabei, „chinesisch“ zu sagen, wenn ich versuche… ähm… zielgruppengerecht kulturelle Aspekte Taiwans zu erläutern. Nicht so sehr um das „kleine China“-Bild zu bedienen, das die Medien gelegentlich pflegen, sondern um die ab und an notwendige Abgrenzung zu Thailand sprachlich sichtbar zu machen. Manchmal sind die Dinge eben noch weitaus stärker erläuterungsbedürftig als in den Kommentaren oben.

    Zusammenfassend mag ich sagen, Internet ist toll. 🙂 Nach beinahe 10 Jahren geht die Diskussion noch immer weiter, und wir die hier Diskutierenden sind uns weitgehend einig, dass kaum Einigkeit besteht in dieser sprachlichen Frage.

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